Weltpolitik als Damoklesschwert für die Finanzmärkte
Donald Trump als „Herausforderung“

Abseits reiner Finanzthemen war auch die geopoliltische Lage wieder ein Thema auf der 33. Kapitalanlegertagung des ZfU in Zürich, denn diese kann die Finanzwirtschaft nachhaltig beeinflussen.

Mit „die Konflikte sind aufgemacht und haben sich zugespitzt“ sowie „die Beständigkeit und Rationalität hat zugenommen“ eröffnete Andreas Zumach, Journalist am Sitz der UNO/WTO, seinen doch recht düster zu bezeichnenden Vortrag am ersten Tag der Kapitalanlegertagung. Als die vier großen „Konfliktherde“ definiert er China, Nordkorea, Naher Osten und Donald Trump.

China
Im Reich der Mitte ortet Zumach zunehmend ein zu hohes Selbstbewusstsein - „die können nicht gehen vor Selbstbewusstsein“ - welches sich unter anderem in einer „alles-gehört- uns-Mentalität“ niederschlägt. Die neuesten militärische Stützpunkte in Dschibuti, Afrika sowie die Einkaufstour in Europa und Afrika würden diese Mentalität verdeutlichen. Ein weiteres Beispiel für das Selbstbewusstsein Chinas wäre auch die Tatsache, dass China, das 80 % der Seerechte im südchinesischen Meer beanspruchte und vom Internationalen Seegerichtshof verurteilt wurde, das Urteil lediglich zur Kenntnis genommen hätte, jedoch die Ansprüche weiter stellt.
Und die Richtung zur „Weltherrschaft“ wird China auch im heurigen Jahr beibehalten. So hat Trump mit einer seiner ersten Amtshandlungen - der Auflösung des pazifischen Freihandelsabkommen TTIP  - Chins in die Hände gespielt, das nun eine eigene pazifische Handelszone anstrebt.

Nordkorea
Die Problematik der koreanischen Halbinsel ist, so die Meinung des Journalisten, lediglich ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und China. Ein Novum sei jedoch, dass ein US-Präsident vor der UNO-Vollversammlung einem anderen Land mit einem Atomangriff droht. Dass Trump in der „Zwickmühle“ ist, ist ein zusätzlicher Ballast, denn „die Sanktionen haben bis dato nicht gefruchtet, was soll der ‘mächtigste Mann der Welt’ (Trump) dann tun?“. Eine Möglichkeit der Entspannung sieht Zumach lediglich in der Tatsache, dass über diplomatische Verhandlungen eine Deskalation ohne Gesichtsverlust von beiden Parteien ermöglicht werden kann. Denn „Kim Jong-un kann Schach spielen, Trump nicht“.

Naher Osten
Deutliche Worte fand Zumach zur „Operation Olivenzweig“ der Türkei gegen die Kurden in Syrien. Im schlimmsten Fall könnten Vergeltungsmaßnahmen durch Anschläge á la IS in den Ländern erfolgen, die im Syrienkrieg engagiert waren und sind.
Apropos IS: Hier hat der Journalist auf ein verstärktes Auftreten der Radikalisierten in Afghanistan hingewiesen, „der schiitisch-sunnitische Krieg wird weitergetragen“.

Donald Trump
Zu guter Letzt widmete Zumach dem US-Präsidenten ein eigenes Kapitel. So sind die vier wichtigsten Sicherheitschefs der USA (CIA, FBI, NSA und Homeland Security) ausgewiesene „Iran-Hasser“ und mit Schwiegersohn Jared Kusher hat Trump einen Lobbyisten für Israel ins „Herz der Administration gesetzt“. Die angekündigte Verlegung der US-Botschaft bis Ende nächsten Jahres nach Jerusalem, somit quasi ein Anerkennen der israelischen Forderung nach einer ungeteilten Stadt, sei ein Verstoß gegen die UN-Resolution von 1947 (Anm. Jerusalem für Palästina und Israel). Mit diesem Schritt hat Trump Israel als wichtigen Verbündeten gegen den Iran „an Bord geholt“. Dass sich Saudi Arabien, ebenfalls ein Feind des Irans, diesem Duo angeschlossen hat, zeigt die Gefahr, die in dieser Region vorhanden bleibt. Eine der nächsten Intentionen Trumps wird, so ist sich der Journalist sicher, die Auflösung des Atomabkommens „dem schlechtesten Deal aller Zeiten“ sein, wobei Trump selbst nicht aktiv vorgehen wird, sondern über Provokation der Hardliner im Iran ein Auflösen „erzwingen wird wollen“. Die schon bisher angekündigten Sanktionen könnten aber nicht nur den Iran selbst treffen, sondern auch Länder, die mit dem Iran  bzw. mit iranischen Unternehmen Handelsbeziehungen haben, wie beispielsweise Frankreich, Großbritannien und Deutschland.
Zu hoffen wäre, dass sich die düsteren Prophezeihungen nicht erfüllen.
            Irene Privoznik